Medizin studieren Linz
Kuhdorf oder doch hipe Weltstadt?
Mein Name ist Katharina, ich bin 21 Jahre alt und studiere im 4. Jahr Medizin an der JKU in Linz. Ich hoffe, ich kann dir im Folgenden einen kleinen Einblick in das Studium und auch das Leben in Linz geben :)
Katharina, JKU
Hi!
Mein Name ist Katharina, ich bin 21 Jahre alt und studiere im 4. Jahr Medizin an der JKU in Linz. Ich hoffe, ich kann dir im Folgenden einen kleinen Einblick in das Studium und auch das Leben in Linz geben :)
Einige Key Facts rund um das Studium:
Es ist erst seit einigen Jahren möglich, Medizin auch an der JKU in Linz zu studieren.
Das Studium ist, anders als wir von anderen österreichischen Standorten gewöhnt sind, ein Bachelor- Masterstudium. Das Studium wird aber trotzdem mit Dr. med. univ. abgeschlossen.
Ich habe den MedAT 2017 geschrieben und bestanden. Damals war es noch so, dass für Linzer Studenten die ersten zwei Jahre des Studiums, also die Vorklinik, nicht in Linz, sondern in Graz stattgefunden haben. Ich habe also die ersten vier Semester meines Studiums in Graz studiert und bin dann nach Linz gewechselt. Das mag sich vielleicht etwas kompliziert anhören, ging aber eigentlich sehr problemlos. Die absolvierten Prüfungen werden automatisch angerechnet und auch sonst hat bei mir alles komplikationslos funktioniert.
Mittlerweile hat die JKU jedes Jahr 240 Plätze für das Medizinstudium zu vergeben. Von den 240 Studenten, die einen Platz bekommen haben, gehen 120 nach Graz und 120 Studenten bleiben von Anfang an in Linz.
Ich persönlich bin sehr froh darüber, in Graz begonnen zu haben. Die Lehre dort ist, gerade in den ersten zwei Jahren, zwar sehr intensiv, aber auch wirklich gut.
2020 haben sich 1.832 Bewerber für den MedAT in Linz beworben. 240 Plätze gab es. Die Quote lag bei 13,1%. Statistisch war es bisher in Linz am einfachsten einen Platz zu bekommen, die Anzahl der Bewerber nimmt aber jedes Jahr zu.
Uni Alltag in Linz:
Eine typische Woche an der Uni gliedert sich in Vorlesungen, Kurse, Praktika und problemorientiertes Lernen.
Die Vorlesungen sind nicht anwesenheitspflichtig, die Kurse und Praktika hingegen schon. Normalerweise finden Vorlesungen und Kurse vormittags und Praktika nachmittags statt.
Die Vorlesungen werden oft, besonders in der derzeitigen Situation, aufgenommen und auf Moodle hochgeladen, sodass man sie sich auch im Nachhinein nochmal ansehen kann.
Kurse unterschieden sich von den Vorlesungen dadurch, dass sie interaktiv gestaltet werden und das jeweilige Thema gemeinsam erarbeitet wird.
Beim problemorientierten Lernen (kurz POL) geht es darum, dass Kleingruppen einen klinischen Fall vorgelegt bekommen und diesen in der Gruppe erarbeiten sollen.
Ab dem 5. Semester finden Praktika im Krankenhaus statt. Alle zwei Wochen werden im Praktikum „Ärztliche Fähigkeiten und Fertigkeiten“ praktische Fähigkeiten erlernt und geübt.
Meistens, jedoch nicht immer, haben die Studenten am Freitag frei.
Das Semester wird an der JKU in Module gegliedert, meistens drei bis vier pro Semester. Je nachdem in welchem Modul man sich gerade befindet, finden die Praktika an den entsprechenden Stationen im Krankenhaus statt. In Kleingruppen können Studenten dort Untersuchungen an Patienten durchführen, Anamnesen erheben, an Simulatoren üben oder auch nur observieren. Auch der klinische Fall im POL ist immer auf das Modul abgestimmt.
Ein Modul dauert in etwa vier Wochen. Auf jedes Modul folgt eine Modulprüfung, die in der Regel gut machbar ist. Überwiegend handelt es sich um Multiple Choice Prüfungen.
Die Studenten sind untereinander gut verknüpft. Die meisten kennen einander und es gibt sowohl eine WhatsApp, als auch eine Facebook Gruppe für die einzelnen Jahrgänge. Wenn man eine Frage hat, wird diese sogleich beantwortet und alle sind immer sehr bemüht, sich gegenseitig zu helfen.
Prüfungen
Am Ende von jedem Semester gibt es die sogenannte Semesterabschlussprüfung (SAP). Diese findet mündlich statt und umfasst des gesamten Semesterstoff. Meistens bekommt man einen klinischen Fall vorgelegt und soll dann etwas über Erkrankung, Therapie und Diagnostik sagen. Jeder Prüfling wird von zwei Ärzten geprüft, ein Facharzt und ein Allgemeinarzt. Oft müssen auch praktische Fähigkeiten vorgezeigt werden. Diese Prüfungen sind zwar etwas gefürchteter und mit mehr Lernaufwand verbunden, in der Regel aber auch gut zu bewältigen.
Da das Medizinstudium in Linz ein Bachelor-Master-Studium ist, müssen zwei Arbeiten, nämlich eine Bachelorarbeit im dritten Jahr und eine Masterarbeit im fünften Jahr verfasst werden. Die Masterarbeit entspricht der Diplomarbeit.
Pros und Cons der JKU:
Ein absoluter Pluspunkt ist, dass es nur 240 Plätze jedes Jahr gibt. Daher sind die Jahrgänge klein, die Studenten kennen sich untereinander und die Stimmung auf der Uni ist dadurch familiärer. Jedes Semester gibt es zwei Kohorten, die jeweils mit einem unterschiedlichen Modul starten. Meistens finden sich nicht mehr als 20-40 Studenten in einer Vorlesung. Jede Kohorte wird zudem in Kleingruppen geteilt. Eine Kleingruppe besteht aus etwa 11 Studenten. In den Kleingruppen finden Kurse, Praktika und POL statt.
Durch diese Aufteilung hat man viele Gelegenheiten Fragen zu stellen und sich zu integrieren.
Auch die Praktika sind an der JKU sehr gut und lehrreich gestaltet. Man bekommt einen kurzen Einblick in die verschiedenen Fachgebiete und sammelt neue Erfahrungen.
Eine manchmal etwas nervige Tatsache ist, dass die Organisation der Uni nicht immer top ist. Manchmal entstehen Verwirrungen oder es werden kleine Fehler gemacht. Diese lassen sich aber auch immer schnell wieder beheben und stellen keine größeren Probleme dar. Ab und zu ist es etwas ärgerlich ;)
Insgesamt kann ich das Studium in Linz aber sehr empfehlen, die positiven Dinge überwiegen klar!
Zum Leben in Linz:
Ich persönlich wohne nicht in Linz, sondern pendle jeden Tag zur Uni.
Linz ist aber ein sehr nettes kleines Städtchen. Besonders die Altstadt und der Dom sind sehenswert.
Linz war früher eine Industriestadt, was heute auch noch sichtbar ist. Man kann entlang des Hafens spazieren oder eine Hafenrundfahrt machen. Wie in jeder anderen Stadt gibt es Stadtteile, die schön sind und andere, die vielleicht weniger nett sind. Im Großen und Ganzen ist Linz sehr schön. Es gibt viele Möglichkeiten essen zu gehen, es gibt viele Bars und auch nachts ist auf den Straßen immer etwas los.
Einmal in der Woche gibt es am JKU Campus ein Mensafest, das sehr beliebt ist. Besonders zum Semesterstart und -abschluss wird dort viel gefeiert.
In Linz findet man einige Studentenheime, aber auch die Wohnungsmieten sind in Linz eher günstig, verglichen mit Wien oder Graz.
Kulturverliebte finden zahlreiche Museen und Ausstellungen. Und so nebenbei: Linz war 2009 die Kulturhauptstadt Europas.
Fazit:
Studieren an der JKU ist sehr familiär und macht dadurch auch unfassbar viel Spaß. Auch wenn Linz eine eher kleine Stadt ist, hat es viel für Studenten zu bieten. Alles in allem kann ich Linz und die JKU auf jeden Fall empfehlen.
Grundsätzlich lege ich Dir aber ans Herz, die Stadt zu wählen, in der du wirklich studieren möchtest. Ich würde es nicht von Quoten abhängig machen. Denn bedenke: Du wirst 6 Jahre deines Lebens in dieser Stadt leben.